Hitzeprävention
Achtung Hitzewelle: So beugen Sie den Risiken heißer Tage vor!
Bei sommerlicher Hitze stellt die Austrocknung (= Dehydratation oder Exsikkose) ein hohes Risiko für die Gesundheit und das Überleben alter und chronisch kranker Menschen dar. Insbesondere ist die Exsikkose mit Kreislaufinstabilität, zunehmender Sturzneigung und akuter Verwirrtheit / Delir verbunden. Auch eine Überhitzung des Körpers, kann das Herz-Kreislauf-System überfordern. Hier erfahren Sie, was Sie dagegen tun können!
Anzeichen einer Austrocknung erkennen:
- Durst
- trockene Haut (Hautfalten an Hand bleiben nach anheben stehen)
- trockene Schleimhäute (z.B. im Mund)
- konzentrierter, dunkelgelber Urin bzw. verminderte Harnausscheidung
- Müdigkeit
- niedriger Blutdruck
- Pulsbeschleunigung / Herzrasen
Verschlimmerung (wenn nicht gegengesteuert wird):
- Eingesunkene Augen
- Schluckstörungen
- Schwindel, Sturzneigung
- Schock mit Kreislaufschwäche und Bewusstseinsstörungen wie Lethargie
- Delir / Akute Verwirrtheit (Hyperaktiv oder Hypoaktiv) - Somnolenz
- Koma
Achtung: Wenn weiterhin nichts unternommen wird kann eine Austrocknung tödlich enden!
Worauf ist bei Hitze zu achten?
1. Ausreichend Trinken
Ungenügende Flüssigkeitszufuhr ist ein häufiges Problem, das gerade bei alten und chronisch kranken Menschen schnell fatale Folgen haben kann. Besonders an heißen Tagen ist es daher wichtig ausreichend zu trinken, da der Körper vermehrt Flüssigkeit verliert (Schwitzen, auch wenn man es nicht sieht).
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt unter normalen Bedingungen eine Mindesteinfuhr von 30 ml. pro kg Körpergewicht pro Tag. Dies bedeutet, dass eine zarte Person, die 50 kg wiegt, täglich 1.500 ml. zu sich nehmen sollte, während eine große, kräftige Person mit 90 kg Körpergewicht 2.700 ml. trinken sollte.
Bei großer Hitze verliert der menschliche Körper viel Flüssigkeit über das Schwitzen. Die Transpiration muss nicht sichtbar sein, trotzdem kann gerade ein alter Mensch austrocknen.
- Bei Temperaturen über 25°C ist daher eher von 35 ml. pro kg Körpergewicht pro Tag auszugehen
- Jenseits der 30° C sollte der Klient ca. 40 ml. Flüssigkeit pro kg Körpergewicht pro Tag zu sich nehmen.
Ein Mensch mit 80 kg. Körpergewicht sollte als bei 32° C Außentemperatur 3,2 l. trinken.
Diese Trinkmengen werden nicht immer zu erreichen sein. Auch ist der Flüssigkeitsbedarf bei älteren Menschen generell etwas geringer als bei Jüngeren, weil im Alter der Flüssigkeitsgehalt der Köperzellen sinkt.
Trinkmengenbegrenzung bei bestimmten Erkrankungen
Bei bestimmten Krankheitsbildern kann die erlaubte Trinkmenge per ärztlicher Anordnung begrenzt sein. Bei Herzinsuffizienz oder Niereninsuffizienz kann der Betroffene unter Umständen die empfohlenen Trinkmengen nicht verarbeiten. Typisch sind dann Einlagerungen (geschwollene Unterschenkel und Füße) oder Herz-Kreislauf-Probleme, weil z. B. das Herz die höhere Flüssigkeitsmenge nicht bewältigen kann.
Diese Risiken sind - im Dialog mit dem behandelnden Arzt - mit den Risiken einer Austrocknung abzuwägen (besonders die Sturzgefahr und das Risiko eines Delirzustandes (akute Verwirrtheit).
Welche Getränke sind geeignet?
Optimal sind bei Hitze Getränke wie Wasser, Tee oder Saftschorle. Aber auch andere Getränke „zählen“, mit Ausnahme von Alkohol.
2. Die richtige Nahrung verzehren
Heiße Tage sind für den Kreislauf eine besondere Anstrengung und schwer verdauliche Speisen stellen einen unnötigen Mehraufwand für den Körper dar.
Bei besonders hohen Temperaturen sollten fettige Speisen daher vermieden werden. Stattdessen sollten leichte Gerichte, frisches Obst und Salate oder Gemüse auf dem Speiseplan stehen.
- Wassermelone enthält besonders viel Flüssigkeit.
- Kaltschalen sind erfrischend.
- Suppen (z. B. Hühnerbrühe) geben Salze und Elektrolyte zurück (die der Körper durch vermehrtes Schwitzen verloren hat).
- Nur mageres Fleisch zubereiten
- Fisch stellt eine gute Alternative dar.
3. Für Abkühlung sorgen
Zum Hitzeschutz im Sommer trägt auch eine Abkühlung bei – aber bitte ohne es zu übertreiben:
- Keine Belastung des Körpers durch abrupten Wechsel zwischen extremer Hitze und extremer Kälte.
- Eventuell kalte, feuchte Tücher im Wohnraum aufhängen, um die Zimmertemperatur zu senken.
- Ein kühlendes Fußbad anbieten, ein Armbad oder einen kühlenden Guss (langsam, nicht zu kalt).
- Eis essen (Wassereis ist eine bekömmliche Alternative zu Milchspeiseeis).
- Lauwarmes Duschen senkt die Körpertemperatur, auch kühlende Güsse oder das Einsprühen der Haut mit Wasser mit einem Zerstäuber können Linderung bringen.
- Waschungen mit Pfefferminzöl (bei schwerpflegebedürftigen, die z. B. viel im Bett liegen)
- Öfter die Bettwäsche wechseln!
4. Eine ausgedehnte Mittagspause einlegen
"Siesta" heißt das Stichwort! Wer Aktivitäten plant, der sollte diese nicht in die Mittags- oder Nachmittagszeit legen.
- Nutzen Sie für bewegungsintensive Vorhaben am besten den kühlen Morgen - oder späte Abendstunden.
- An heißen Tagen darf und soll man mittags gerne mal auf der faulen Haut liegen. Im Schatten - oder wenn auch dies zu heiß ist - im abgedunkelten kühlen Raum.
- Bei über 30 ° C. sollten kranke und hochaltrige Menschen sich gar nicht mehr anstrengen.
- Auch zwischendurch kleine Pausen einlegen, Füße hochlegen - entspannen.
Warnung: Psychopharmaka und viele andere Medikamente vertragen sich nicht mit intensiverer Sonneneinstrahlung.
Also: Im Zweifelsfall im Schatten oder im Haus bleiben!
5. Durch angepasste Kleidung einen Hitzestau vermeiden
- Dünne, weit sitzende Kleidung tragen.
- Bei Demenz: Darauf achten, dass auch die "geliebte Strickjacke" oder die lange Anzughose ausgezogen wird.
Bei Nicht-Verstehen: Erst anziehen – Hitze kurz erleben lassen – Anleitung zum Ausziehen. - Im Bett: Dünne Decke benutzen - oder nur ein Laken zum zudecken
Achtung: UV-Strahlen:
- Bei kurzer Kleidung im Freien Sonnencreme verwenden (auch im Schatten).
- Ggf. Kopfbedeckung zur Vermeidung eines Sonnenstichs aufsetzen.
6. Räume kühl halten
- Morgens und abends, wenn es noch - bzw. wieder - kühl ist, alle Räume gut durchlüften (Durchzug).
- Tagsüber Rollos schließen, insbesondere auf der „Sonnenseite“.
Vorsicht bei Klimaanlagen:
- Räume nicht abrupt herunter kühlen (z.B. wenn das Gerät von einem zum anderen Raum gewechselt wird)
- Normalerweise sollen klimatisierte Räume höchstens 5 Grad kälter sein als die Außentemperatur. Bei extremer Hitze etwas mehr (z. B bei 35 Grad Außentemperatur den Raum auf 27 Grad herunterkühlen).
- Beachten Sie, dass manche Pflegebedürftige auf Klimaanlagen mit Übelkeit reagieren oder sich schnell erkälten.
Kommen Sie gut durch den Sommer!
Jörg Burbaum
Pflegewissenschaftler (MScN) und Qualitätsbeauftragter der Amarigo GmbH